Mein Erleben der dritten Synodalversammlung ist sehr stark geprägt von Einzelbegegnungen und teilweise sehr langen Gesprächen, vor allem auch mit Menschen, die in unterschiedlicher Weise von den Themenstellungen existenziell betroffen sind. Ich bin dankbar, dass in den Tagen unmittelbar nach der Synodalversammlung ein Austausch mit Haupt- und Ehrenamtlichen im Bistum möglich war. Mir ist es sehr wichtig, dass wir die Schritte, die aus den einzelnen Dokumenten des Synodalen Weges folgen, möglichst gemeinsam und abgestimmt zwischen den Bistümern in Deutschland gehen.“
Bischof Dr. Michael Gerber
Bei der dritten Synodalversammlung des Synodalen
Weges der katholischen Kirche in Deutschland vom 03. bis 05. Februar 2022 in Frankfurt/M.
wurden 14 Texte diskutiert. Dabei wurden drei erste Texte in zweiter Lesung als
Beschlüsse verabschiedet. Die Vorlagen wurden mit großen Mehrheiten bestätigt.
Die Abstimmungen hatten eine Zustimmungsquote zwischen 74 und 92 Prozent.
Ähnlich ergaben sich Ergebnisse unter den nichtmännlichen Mitgliedern, wenn die
Abstimmung beantragt wurde. Auch die Ergebnisse bei den bischöflichen
Mitgliedern der Synodalversammlung führten zu Mehrheiten, wenn satzungsgemäß
eine 2/3 Mehrheit notwendig war. Für die einen, die Mehrheit, waren diese
Ergebnisse Bestätigung eines gemeinsamen „Fahrplanes“ im Interesse eines
notwendigen Reformweges der Kirche, für die anderen, die Minderheit, waren die
Ergebnisse Resultat eines zu weit gehenden Umbaus der Kirche. Ich persönlich
begrüße Maßnahmen für mehr Partizipation und Mitverantwortung der Gläubigen, hätte
mir aber bei einigen grundlegenden Anfragen und Einwände zu den vorliegenden Texten
mehr Möglichkeit zum vertieften Dialog und zu weiter ausgreifenden Reflexionen gewünscht,
etwa zu den Themenfeldern „Einheit-Vielfalt in der Kirche“, „verschiedene
Wahrheitsansprüche – die eine Wahrheit des Glaubens“, „Amt – Vollmacht der
Kirche“. „Mehrdeutigkeit (Komplexität) – „Eindeutigkeit (Reduktion von
Komplexität)“ u.a. Da kam die Begrenzung auf eine Minute Redezeit an ihre
Grenze. So begrüßenswert und anerkennenswürdig die Redekultur und die Gesamtatmosphäre
waren, meines Erachtens besser als bei den vorhergehenden Synodalversammlungen,
inhaltlich unterschiedliche Positionierungen konnten nicht tiefer „vernetzt“
werden. Da bleiben für die kommende Zeit wichtige Aufgaben. Besonders wird mir
die gute Organisation in Erinnerung bleiben, wie auch die Maßnahmen zur
Pandemiekontrolle. Alle rund 1000 Tests hatten einen negativen Befund. Es gab
während der ganzen Vollversammlung keinen Corona-Fall.
Weihbischof Prof. Dr. Karlheinz Diez
Als wir vor zwei Jahren mit der ersten Synodalversammlung in diesen Synodalen Weg gestartet sind, hätten die Texte bei weitem nicht so große Mehrheiten bekommen, wie das jetzt bei dieser dritten Synodalversammlung der Fall war. Und auch die Atmosphäre war stärker geprägt von einem Aufeinanderzugehen, einem Hinhören und Verstehen-Wollen als ich das bei den vergangenen Treffen erlebt habe. Dabei werden auch weiter bestehende Differenzen und nicht ganz fertige Texte ausgehalten, weil es um konkrete Veränderungen geht. Das stimmt mich zuversichtlich. Die verabschiedeten Texte sind ein wichtiger Schritt. Entscheidend wird sein, wie die Umsetzung in den Diözesen abläuft, auch hier in Fulda.
Paulina Hauser
Ich habe die jüngste Vollversammlung des Synodalen Weges als eine tiefe und lebendige Erfahrung von Kirche wahrgenommen. Die Vertrauenskrise, in der wir als katholische Kirche in Deutschland stehen, ist enorm. Von Frankfurt ging das Signal aus: Wir haben verstanden. Die Beschlüsse weisen einen Weg in die Zukunft. Viel zu oft haben Menschen die Kirche als eine Kirche der Angst erlebt. Dies wurde wieder in vielen Statements deutlich. In der Mitte unseres Glaubens steht aber das Evangelium, das eine frohe Botschaft für jeden Menschen ist. Dieses Evangelium zu leben, muss in einer Weite und Vielfältigkeit möglich sein, die uns am Ende nicht trennt, sondern in der weltweiten Gemeinschaft der katholischen Kirche miteinander verbindet. Wir brauchen ein neues Miteinander von Amtsträgern und Gläubigen. Wir müssen die im 19. Jahrhundert groß gewordene Idee der Uniformität zugunsten einer katholischen Diversität überwinden.
Dr. Michael Müller
Aktuell fühlen viele Katholikinnen und Katholiken Wut, Enttäuschung und Verwunderung. Vertuschen und Verharmlosen, Sprachunfähigkeit und Wagenburgmentalität muss widersprochen werden. Deshalb geht die Kirche in Deutschland einen gemeinsamen Weg: Mich motiviert, dass durch den Synodalen Weg Veränderungen möglich werden können. In diesen Krisenzeiten der Kirche haben rund 200 Delegierte, alle deutschen Bischöfe und ebenso viele Laienvertreter*innen, in der dritten Vollversammlung des Synodalen Weges in der sogenannten 2. Lesung Beschlüsse gefasst. Verabschiedet wurde der weichenstellende Grundtext „Macht und Gewaltenteilung in der Kirche – Gemeinsame Teilnahme und Teilhabe am Sendungsauftrag“ mit dem konkreten Handlungstext „Einbeziehung der Gläubigen in die Bestellung des Diözesanbischofs“.
Außerdem wurde der Grundlagentext verabschiedet, der auch sehr konkret wird, wohin die Reise geht. Diese Beschlüsse können ab jetzt in den Diözesen umgesetzt werden. - Es fanden weitere 1. Lesungen statt. Dabei wird beraten, in welcher Weise und ob ein Entwurf weiterverfolgt wird. Mit großer Mehrheit zur weiteren Beratung zugelassen wurden Vorlagen mit dem Ziel, dass der Pflichtzölibat abgeschafft wird, Frauen Zugang zu sakramentalen Ämtern erhalten und der Diakonat der Frau möglich wird. Richtungsweisende Aussagen bringt der zur Konkretisierung verabschiedete Grundtext „Frauen in Diensten und Ämtern in der Kirche“. Weiter beraten wird auch der Handlungstext „Lehramtliche Aussagen zu ehelicher Liebe“, der Handlungstext „Lehramtliche Neubewertung von Homosexualität“ und der Handlungstext „Segensfeiern für Paare, die sich lieben“. Ebenfalls erstmals beraten wurde der Text „Grundordnung des kirchlichen Dienstes“. Das Ziel ist, im Sinne von #outinchurch, Diskriminierung in der kirchlichen Dienstordnung zu unterbinden. Das sind wichtige Signale. Gerade jetzt.
Jetzt muss es darum gehen, die ersten Texte mit Leben zu füllen. Dafür wird es hoffentlich auch bald erste Arbeitshilfen geben. Die Bistumsleitung ist ebenso gefordert wie das Domkapitel, der im Macht-Papier aufgezeichnete Stilwechsel muss auch in den Gemeinden beginnen.
Der Vorsitzende der Bischofskonferenz hat es am
Ende gesagt: „Wir arbeiten nicht an Texten, nein, wir arbeiten an
Veränderungen.“ Zwei weitere Vollversammlungen folgen. Am Ende werden es über
20 einzelne Texte sein, die die notwendigen Veränderungen mit möglichen machen
soll.
Marcus Leitschuh
Bistum Fulda
Bischöfliches Generalvikariat
Paulustor 5
36037 Fulda
Postfach 11 53
36001 Fulda
Telefon: 0661 / 87-0
Telefax: 0661 / 87-578
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